1. Im November hat System 180 den 37. mediengipfel zum 10. Mal mit Möbeln ausgestattet, seit sechs Wochen hat das Berliner Unternehmen seinen neuen Firmensitz und Produktionswerk in Adlershof. Was stellt System 180 neben Akkreditierungscountern, Stehpulten und 10 Meter hohen Rauminstallationen für Zukunftslabore eigentlich noch her? Und warum jetzt der Umzug nach Adlershof?
    • System 180 ist zunächst Hersteller eines modularen Bausystems. Das heißt, die von Ihnen zitierten Objekte sind Anwendungsbeispiele, die geeignet sind, die Bandbreite des Möglichen aufzuzeigen. Im Kern kommt unser System im Möbelbau, im Ausstellungsbau und bei architektonischen Aufgaben zum Einsatz, wenn konstruktive Ästhetik in Kombination mit Individualität und Flexibilität gewünscht wird. Neben den sowieso schon unzähligen Möglichkeiten des Standardsystems entwickeln wir aber auch spezifische Kundenlösungen wie beispielsweise für das media.net Mitglied Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Für Deutschlands erste Innovationsschule, die HPI School of Design Thinking, haben wir eine eigenständige Möbelserie entwickelt. Die DT-Line ist speziell auf die kreative Teamarbeit des Design Thinking ausgelegt. Multifunktional, leicht und rollbar. Diese Möbelserie hat inzwischen mehrere Auszeichnungen gewonnen und ist einer unserer Bestseller. Die Käufer finden sich in Dax-Unternehmen genauso wie in innovativen, mittelständischen Unternehmen oder Wissenschaftsinstituten. Gerade vor ein paar Wochen ging eine größere Charge ins Silicon Valley. Der Umzug nach Adlershof wurde durch das Wachstum der Firma unumgänglich. Wir brauchen einfach mehr Fläche für Maschinen, Entwicklungsräume und eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur.
  2. 100% regional kennen wir vom Biomarkt. Aber geht das bei Systemmöbeln? Sinnvoll mag es sein, rechnet sich das in Zeiten der Globalisierung wirklich? Oder ist System 180 nur etwas für „Gutmenschen“, die gerne mehr zahlen?
    • Sie meinen sowas wie Slow Furniture? Tatsächlich gibt es Parallelen zum Foodbereich. Allerdings sehen wir die weniger im Aspekt der Regionalität als im Aspekt der Nachhaltigkeit. Da kommen verschiedene Faktoren zusammen:
    • 1. Unsere Kunden kaufen kein Produkt aus Massenfertigung, sondern stellen sich selbst bedarfsgenau Ihre Möbel oder Einrichtung zusammen. Damit ist sichergestellt, dass man genau das kauft was man auch braucht ohne überflüssigen Schnickschnack.
    • 2. Wenn sich dann früher oder später der Bedarf ändert, muss das Möbel nicht ausgetauscht werden, sondern man kann es anpassen. Das erhöht die Lebensdauer und ist ein deutliches Statement gegen die um sich greifende Wegwerfmentalität.
    • 3. Nachdem wir unsere Produkte tatsächlich komplett in Berlin produzieren, vermeiden wir lange Transportwege und können sicherstellen, dass sauber, zu fairen Konditionen und unter menschenwürdigen Bedingungen produziert wird.
    • Das sind Werte, die unsere Kunden erkennen und wertschätzen müssen, denn das Preisgefüge ist mit diesen Faktoren direkt gekoppelt. Gutmensch muss man dafür nicht sein aber eine gewisse Weit- und Umsicht ist hilfreich.
  3. Qualitätsmarke “Made in Berlin”: Immer mehr Startups zieht es nach Berlin. Die Digitalbranche boomt. Glauben Sie, dass sich Berlin auch als Produktionsstandort für nicht-digitale Produkte durchsetzen wird? Welche Rolle spielt dabei System 180 und welche Standortmaßnahmen müssen ergriffen werden, um die Marke “Made in Berlin” zu verankern?
    • Die Digitalbranche bringt für Berlin derzeit viel Aufmerksamkeit und Dynamik. Made in Berlin sehen wir als branchenübergreifendes Label, das vor allem für Kreativität, Offenheit, Mut und Lebensfreude steht. Diese Werte sind es, die von einem digitalen Startup genauso transportiert werden können, wie von einem Fashionlabel, einem Designstudio, einem Handwerksbetrieb oder den unzähligen Technologieunternehmen, die wir zukünftig als Nachbarn in Adlershof haben werden. Für System 180 sind diese Werte feste Bestandteile der Unternehmens- und Markenidentität, die wir auch gegenüber unseren Kunden und Partnern leben und die für viele unserer Kunden einen emotionalen Mehrwert darstellen. Made in Berlin ist ein Statement für Unangepasstheit und die Bereitschaft eigene Wege zu gehen, abseits von Konventionen, mit allen Chancen und Risiken. Diese Freiräume gilt es zu erhalten, dann wird die Marke Made in Berlin weiter an Strahlkraft gewinnen. Welche Angebote sich hier in Zukunft erfolgreich im Wettbewerb durchsetzen können, entscheidet am Ende immer ein tragfähiges Geschäftsmodell.

 

Datum: 04.12.2015