1. Herr Fisser, Gratulation zum Nominierungsregen und zu Ihrem internationalen Erfolgskonzept Studio Babelsberg! Warum ist das Studio so erfolgreich? Ist es Zufall, Glück oder Strategie?
    • Babelsberg ist ein Stadtteil Potsdams. Aber die meisten Menschen auf der ganzen Welt denken an „großes Kino“, wenn sie Babelsberg hören. Die Ateliers und die Werkstätten in Babelsberg wurden in den 10er und 20er Jahren für große, ausstattungsintensive Kinofilmproduktionen errichtet und können auch heute nur durch internationale Projekte ausgelastet werden. Dies war auch unser strategischer Ansatz, als wir Studio Babelsberg in 2004 übernommen haben – und das ist er auch noch heute. Der typische deutsche Film hat für Studiobauten in der Regel kein Budget. Wobei wir uns über jeden deutschen Film freuen, der bei uns produziert wird. Doch unser Hauptakquisitionsfokus liegt auf internationale Filmprojekte.
  2. Reden wir über die Wertschöpfung am Standort Berlin-Brandenburg: Warum ist die Filmwirtschaft wichtiger denn je und was leistet Studio Babelsberg diesbezüglich?
    • Berlin-Brandenburg hat sich zum wichtigsten Zentrum der Film- und Medienproduktion entwickelt. Es ist unser Vorteil, dass wir als Produktionsstätte in Berlin und Babelsberg alles kompakt an einem Standort anbieten können. Darunter sind Film- und Fernsehproduzenten, Visual Effects-Unternehmen, Equipment-Verleiher, Firmen für Animation, Postproduktion und Synchronisation, Internet-Firmen sowie Telekommunikations-Unternehmen. Insbesondere die kleineren Unternehmen und Dienstleister sind Innovationstreiber in der Region. Und von den internationalen Filmprojekten profitieren alle, Studio Babelsberg ist diesbezüglich noch der kleinste Nutznießer.
    • Studio Babelsberg positioniert sich heute als verlässlicher Produktionspartner und -dienstleister. Darüber hinaus ist das Studio verstärkt als Koproduzent bei deutschen und internationalen Produktion tätig, so zum Beispiel auch bei Wes Andersons GRAND BUDAPEST HOTEL, der 9-fach Oscar-nominiert ist.
  3. Herr Fisser, verraten Sie uns Ihre Zukunftsvisionen für das Studio Babelsberg: Wo soll es hingehen?
    • Die Kompetenz, die in der Hauptstadtregion in den letzten Jahren entstanden ist, ist von unschätzbarem Wert. Im Filmbereich ist dies zum Beispiel ein Standortvorteil, weil nicht so viele Experten bei anspruchsvollen Produktionen „eingeflogen“ werden müssen. In der Region ist im Grunde alles an Kreativen, international erfahrenen Crew-Mitgliedern, Produktions- und Postproduktions- sowie Special und Visual Effects-Dienstleistern vorhanden. Die Rahmenbedingungen sind in Berlin-Brandenburg sehr gut. Hier entsteht die digitale Zukunft. Es gilt jedoch, diese den aktuellen Entwicklungen anzupassen, um insbesondere den Medienstandort weiter in die Zukunft zu tragen. Momentan gehen Filmproduktionen in Europa verstärkt nach Ungarn oder England, weil es dort keine festgeschriebenen Grenzen in der Filmförderung gibt. Bei der technischen Umsetzung könnten wir durchaus mit den größten internationalen Produktionen mithalten. Wenn aber ein amerikanisches Studio für die Produktion in England 15 Mio. Euro Förderung bekommen kann, hierzulande aber nur maximal 10 Mio., kann man sich vorstellen, dass unsere Akquise-Möglichkeiten an diesem Punkt an ihre Grenzen stoßen.

 

Datum: 30.01.2015