1. Herr Peuler, bei Ihrer Technologie „NeXR Seminar“ handelt es sich um eine sofort einsatzbereite Virtual-Reality-Lösung für Remote-Präsentationen und Seminare. Fast jede/r von uns nimmt zurzeit vielfach an virtuellen Meetings und Webinaren teil. Was sind denn die Vorteile Ihrer Lösung? Welcher fehlende Bedarf in der Fernkommunikation hat Sie dazu motiviert?
    • Unsere Motivation liegt darin, dass wir Virtual Reality (VR) für jedes Unternehmen anbieten möchten, das sowohl die Produktivität steigern als auch die Kosten senken möchte. Wir haben in den letzten Monaten gesehen, wie schwierig es ist, in gängigen Videocalls produktiv und ablenkungsfrei zu arbeiten. Ob Ablenkungen durch eingehende E-Mails, durch andere Teilnehmer oder auch durch andere Personen im Home Office. VR reduziert die Gefahr der Ablenkung erheblich, da sich die Teilnehmer in einem geschlossenen Raum befinden. 
    • Zudem ist eine direkte Ansprache in der Schulung oder im Seminar möglich. Während in Videocalls oftmals nicht nachvollziehbar ist, wer angesprochen wird, ermöglicht VR eine direkte Ansprache in Schulungen und Seminaren. Durch die Integration von 3D-Objekten können Mitarbeiter*innen virtuell geschult werden. 
    • Bei VR handelt es sich um ein audiovisuelles, interaktives Medium, durch das Informationen wesentlich effizienter und schneller verarbeitet werden können, da es sich hierbei um ein Erlebnis handelt, bei dem man mittendrin statt nur dabei ist. Zusätzlich zur Schulung der Mitarbeiter*innen kann somit ein Raum geschaffen werden, in dem diese das gelernte Wissen gleich in die Praxis umsetzen können. VR ist hierbei kosteneffizienter, da die Kosten für Reisen und Unterbringung der Mitarbeiter entfallen.
  2. Ebenso spannend ist der Body Scanner, den Sie entwickeln. Hierbei wollen Sie der wettbewerbsstarken Modebranche unter die Arme greifen. Worum handelt es sich bei dieser Technologie und was können Modeunternehmen daraus für sich gewinnen?
    • Die Modebranche hat drei zentrale Herausforderungen: Frequenzverlust im stationären Handel, sinkende Markenloyalität und hohe Retouren. Wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Technologie zur Lösung dieser drei Problemfelder entscheidend beitragen kann. 
    • Gemeinsam mit Partnern aus der Modeindustrie entwickeln wir eine Virtual-Fitting-Lösung, eine „digitale Umkleidekabine“, die es Kund*innen ermöglicht, einfach und schnell, individuell passgenaue Looks digital anzuprobieren. In physischen Stores können sich Kund*innen scannen lassen und erhalten ihren persönlichen Avatar, ein exaktes digitales Abbild, inklusive aller Körpermaße. Unsere Technologie liefert nämlich nicht nur fotorealistische Avatare, sondern erfasst auch alle Körpermaße, die für eine digitale Anprobe relevant sind. 
    • Mithilfe einer App können im Anschluss passende Styles am eigenen Avatar anprobiert werden, überall und jederzeit, und natürlich unabhängig davon, ob die Ware vor Ort verfügbar ist. Damit schaffen wir es, die digitale mit der physischen Shopping-Welt zu verbinden, machen das Einkaufserlebnis als Ganzes attraktiver und reduzieren das Risiko von falschen oder unpassenden Bestellungen.
  3. Das Thema VR ist seit einigen Jahren in aller Munde und wird weiter an Gewicht und Nutzung gewinnen. Woran arbeiten Sie derzeit in diesem Bereich? Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen?
    • Momentan arbeiten wir an verschiedenen Projekten. Beispielsweise entwickeln wir NeXR Seminar in Kooperation mit der Montega AG weiter. Bei dieser Lösung handelt es sich um eine virtuelle Präsentation vor Investoren: Wir kreieren dafür eine virtuelle Umgebung, in der Unternehmer*innen ihre Geschäftsidee vorstellen können. Nachdem diese mit unserem Bodyscanner gescannt wurden, können ihre Avatare live in unserem Motion Capture Studio in die virtuelle Umgebung gestreamt werden. Um ihre Idee angemessen pitchen zu können, steht ihnen dafür das nötige Equipment zur Verfügung. Die Investoren haben während der Präsentation die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen und auf den Präsentierenden einzugehen. 
    • Die Plattform der virtuellen Seminare wird in Rahmen eines weiteren Projekts ausgebaut: Virtuelle Shows sollen dabei live aus unserem Motion Capture Studio in eine virtuelle Umgebung gestreamt werden. Hierfür arbeiten wir bereits mit zwei bekannten Partnern aus der Berliner Musikszene zusammen und schaffen die Möglichkeit, dass sich Künstler in direktem Austausch mit ihren Fans befinden. Neben Konzerten sind auch virtuelle Clubbesuche vorstellbar. Das Schöne an VR: Egal, wo man sich befindet, durch VR bringt man die Menschen näher zusammen. 
    • Herausfordernd ist die Anzahl der Teilnehmer*innen unserer Live Streams in VR. Wir arbeiten an technologischen Möglichkeiten, um eine Vielzahl von Teilnehmer*innen integrieren zu können, sodass auch eine einwandfreie Übertragung von Großveranstaltungen in VR möglich sein wird.

 

Januar 2021