1. Herr Jung, seit einem Jahr sind Sie Vorstandsvorsitzender der Berliner Volksbank. Was haben Sie in der Bank bewegt, was hat Sie als Person bewegt?
    • Das Jahr 2019 war für uns ein erfolgreiches Jahr, denn wir haben unseren Weg eines Kulturwandels fortgesetzt – hin zu einem neuen Miteinander auf allen Ebenen der Berliner Volksbank. Wenn wir als Berliner Volksbank auch weiterhin erfolgreich in Berlin und Brandenburg sein wollen, brauchen wir überzeugte und zufriedene Mitarbeiter. Deshalb ist der Umgang miteinander wichtig. Wir wollen uns als ein großes Team von fast 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verstehen, die für dasselbe Ziel kämpfen: unseren Kunden passende Angebote zu unterbreiten, sie von unseren Leistungen überzeugen und den genossenschaftlichen Gedanken zu leben. Ich habe mich gefreut, dass wir beim Thema Kultur in der Berliner Volksbank in den vergangenen zwölf Monaten einen großen Schritt vorangekommen sind.
  2. Zufriedene Mitarbeiter, zufriedene Kunden, eine zufriedenen Bank? Was heißt das für Sie? Was machen Sie anders? Und reicht Ihnen „Zufriedenheit“?
    • Mir ist es wichtig, dass wir als regional verwurzelte und unseren Mitgliedern verpflichtete Bank für die Region und für unsere Mitglieder da sind. Als eine der größten Volksbanken in Deutschland sieht sich die Berliner Volksbank in einer besonderen Verantwortung für die Region, aus der wir kommen und in der wir wirken. Es geht uns um langfristige Bindungen, Verlässlichkeit und Fairness. Das drückt sich in unserer genossenschaftlichen DNA aus, die uns von Mitbewerbern unterscheidet. Mehr als 200.000 Menschen in Berlin und Brandenburg sind Mitglieder der Berliner Volksbank. Darauf sind wir stolz. Zufriedenheit reicht natürlich nicht aus, wenn wir auch in Zukunft erfolgreich sein wollen. Niedrige Zinsen und die Digitalisierung sind große Herausforderungen, denen wir uns stellen – und das tun wir aktiv, mit guten Ideen und Tatkraft.
  3. In der neuen Volksbank-Zentrale an der Bundesallee entstehen Co-Working-Spaces, die Bankvorstände geben ihre Büroräume ab. Klingt nach einem radikalen Schritt für Banker? Machen Ihre Mitvorstände und leitenden Angestellten das mit?
    • Neue Arbeitswelten sind heute die Voraussetzung für effizientes Arbeiten. Uns geht es darum, dass wir optimal zusammenarbeiten wollen, in den Abteilungen und Bereichen, aber auch darüber hinaus. Das ist nicht nur eine Kulturfrage, sondern zahlt direkt in den Geschäftserfolg ein. Wir haben uns im Vorstand entschlossen, beispielgebend voranzugehen und werden ebenfalls in neuen Formen zusammenarbeiten. Dazu gehört auch, dass die Vorstandsmitglieder keine eigenen Büros mehr haben werden.
  4. Herr Jung, Sie sind ein echter Berliner. Was lieben Sie an der Stadt? Was möchten Sie gerne ändern? Und was bedeutet Ihnen die Medienwirtschaft der Hauptstadtregion?
    • Berlin ist meine Heimatstadt, und ich bin immer wieder von der Dynamik in dieser Stadt begeistert. Jedes Jahr strömen 40.000 Neubürger zu uns, Berlin hat eine ungeheure Anziehungskraft. Die Stadt ist bunt und inspirierend. Aber sie hat auch Probleme. Wie bekommen wir es hin, in Zukunft ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können? Wie wollen wir sinnvoll den Verkehr gestalten? Wie die Qualität der Bildung gewährleisten? Eine effiziente und bürgernahe Verwaltung sicherstellen? Berlin lebt zum Teil von den Leistungen der Vergangenheit. Wir müssen nach vorn denken und innovative Ideen für alle Lebensbereiche fördern. Dazu gehört auch die Medienwirtschaft. Berlin als Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland ist auch ein Zentrum der Medien. In keiner deutschen Stadt gibt es mehr Zeitungen, mehr Rundfunksender, von all den Korrespondenten gar nicht zu sprechen. Die Kreativwirtschaft auch im Medienbereich – ich denke da an Medien im eigentlichen Sinne, aber auch an die Bereiche Public Relations, Marketing und Informationstechnologien – ist eine Säule unserer Wirtschaft. Sie ist es, die ganz stark zur Attraktivität Berlins für kreative Köpfe in Deutschland und darüber hinaus beiträgt.

 

Januar 2020