1. Frau Zöchling, Herr Koç, Accelerator-Programme gibt es mittlerweile viele. Oft entstehen sie aus Corporates heraus, wie z.B. bei APX – Axel Springer und Porsche, der Deutschen Bahn oder der Telekom. Der MediaTech Hub Accelerator ist hingegen von drei Potsdamer Hochschulen gegründet worden. Wie kam es dazu und worin unterscheiden sich die verschiedenen Ursprünge? Worin liegen Vorteile, worin Nachteile?
    • Der MTH Accelerator wurde von der Universität Potsdam, dem Hasso-Plattner-Institut und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF unter dem Dach des MediaTech Hub Potsdam aus der Motivation initiiert, Unternehmertum und Innovation voranzutreiben. Mit dem Projekt erweitern die Gründungsservices der drei Universitäten ihr Angebot für die Gründerszene im Bereich Nachgründung. Unterstützung in der programmatischen Ausrichtung und Vernetzung in die Gründerszene der Metropolregion bringt APX, der Accelerator von Axel Springer und Porsche, ein. Nicht zu vergessen: Wir profitieren vom starken Netzwerk des media:net berlinbrandenburg, dessen Teil wir mit dem MediaTech Hub Potsdam sind. Unterstützt wird die Initiative durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg sowie das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit und Energie des Landes Brandenburg. Einen Verbund aus Hochschulen und Gründungsakteuren gibt es in dieser Art nur in Brandenburg. 
    • Mit einem 6-monatigen Programm bietet der MTH Accelerator den Startups eine professionelle Plattform für die erfolgreiche Entwicklung ihrer Geschäftskonzepte im Tech-Bereich. Sie erhalten wertvolle Zugänge zu Netzwerken aus der Medien- und Digitalwirtschaft, Forschung und Lehre sowie der Gründerszene. Die Vorteile des MTH Accelerators liegen in seiner guten Netzwerkstruktur. In Potsdam und Brandenburg sind die Akteure, die sich mit Unternehmertum befassen, sehr eng verbunden. Darüber hinaus profitieren die Gründungsservices der Hochschulen von unserer Kompetenz im Venture Development und können die Weiterentwicklung ihrer Studierenden und Alumni weiter eng verfolgen. 
    • Zu den Vor- bzw. Nachteilen: Wir steigen bei den Startups nicht in Form einer Finanzierung ein. Das könnte man als Nachteil sehen. Jedoch gibt gerade das jungen Startups eine gewisse Unabhängigkeit. Wir sehen uns vielmehr als Sparringspartner der Startups und als Brücke von der Hochschule in die Gründerszene. Man muss bedenken: Wir haben es meistens mit Erst-Gründer*innen zu tun. Sie benötigen individuelles Mentoring, um ein Konzept für Team, Vision, Produkt, Sales oder Fundraising aufzustellen und auch um harte Phasen durchzustehen. Dabei unterstützen wir unsere rund 12 Startups pro Jahr sehr intensiv. Unsere Vision ist es, gemeinsam mit allen Partnern, dass die Gründer*innen ihre Startups solide aufstellen und künftig mit dem Standort verbunden bleiben.
  2. Wie messen Sie den Erfolg Ihres Accelerators? Was verwenden Sie hierbei als Messwert? Vielleicht können Sie uns ein paar Erfolgsbeispiele aus Ihrem Startup-Portfolio nennen.
    • Der MTH Accelerator Babelsberg ist selbst noch ein Startup, wir sind als Programm erst seit Januar 2019 am Start. Vor ein paar Wochen haben wir dann selbst staunend festgestellt, dass wir 18 Startups im Portfolio haben, jetzt sind es 20. Wir definieren unseren Erfolg jedoch durch die technologischen Lösungen unserer Startups für die Wirtschaft und Gesellschaft. Einige Beispiele: 
    • Cinemarket ist die Blockchain-Technologie für die Filmbranche, um Lizenzen und Vorführgebühren effizienter und schneller abzuwickeln. 
    • Feelbelt revolutioniert das Audioerlebnis durch haptisches Feedback. 
    • BetaRoom erschafft komplexe VR/AR-Erlebnisse durch die Verbindung von gutem Storytelling und Technologie. 
    • Klangchat ermöglicht jedem, Sprachnachrichten mit Musik zu unterlegen, um originelle Chat-Nachrichten zu erstellen und zu verschicken. 
    • si:cross setzt einen neuen Standard für die unternehmensinterne Kommunikation mit Hilfe von Micro-Podcasting. 
    • XR Bootcamp bietet Onlinetrainings für die XR/VR-Programmierer*innen von morgen. 
    • Da Accelerator-Programme in der Gründerszene auch danach bewertet werden, wie hoch die Investments sind, die Startups im Portfolio erreicht haben, sehen wir eine sehr gute Tendenz bei uns selbst. Aktuell liegt die Investmentsumme der MTH Accelerator Startups bei rund 2 Millionen Euro und wird sich noch erhöhen.
  3. Schauen wir nach vorne: Im letzten Quartal des Jahres planen Sie einen „Demo Day“. Worum handelt es sich dabei? Welche Ziele verfolgen Sie generell im zweiten Halbjahr?
    • Wir stellen uns den Demo Day als das Highlight eines jeden Jahres vor, bei dem wir alle Startups unseren Partnern, Investoren, den Akteuren am Standort und vielen weiteren Freunden, die uns unterstützen, präsentieren. Wir planen den Demo Day aktuell für November und hoffen ihn als Live-Event in der Medienstadt Babelsberg durchführen zu können. 
    • Und grundsätzlich wünschen wir uns für das zweite Halbjahr noch weitere Teams ins Portfolio aufzunehmen. Übrigens, Sie müssen nicht von der Uni Potsdam, dem HPI oder der Filmuniversität kommen, sondern können sich auch von extern bewerben, z.B. gerne aus dem Netzwerk des media:net berlinbrandenburg. 
    • Programmatisch möchten wir zum Ende des Jahres weitere Mentor*innen und Partner – gerne auch weitere Hochschulen aus der Metropolregion – für das Programm gewinnen. Denn der MTH Accelerator bietet mit seiner schlanken, aber effektiven Struktur und unter dem Dach des MediaTech Hub Potsdam viele Potenziale.

 

Juli 2020