1. Als indirekte Reaktion auf die Kürzungen des Deutschen Filmförderfonds hat das Land Brandenburg in diesem Jahr und für das kommende Jahr seine Filmförderung erhöht, nachdem man im Jahr 2012 den Anteil am Medienboard Berlin-Brandenburg noch sukzessive kürzen wollte. Wie wichtig schätzen Sie die Film- und TV-, sowie alle damit zusammenhängenden Bereiche, für das Standortmarketing in Brandenburg ein? Welchen Wirtschaftsfaktor hat diese Branche in Ihrem Bundesland?
    • Für die Brandenburger Landesregierung hat die Medienwirtschaft einen sehr hohen Stellenwert. Insbesondere der Medienstandort Babelsberg mit seinen zahlreichen Unternehmen steht für Internationalität, Kreativität und eine ausgeprägte Kooperationskultur. Die Herausforderung auch für die Politik besteht darin, Babelsberg als den führenden Standort in Deutschland für internationale Filmproduktionen und für große Fernsehproduktionen abzusichern und fortzuentwickeln, damit die Hauptstadtregion weiterhin von den erheblichen Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Marketingeffekten profitiert. Gemeinsam mit Berlin und dem Medienboard versuchen wir derzeit auch durch eine entsprechende Förderpolitik die Hauptstadtregion als Standort für internationale Fernsehserien zu etablieren. Mit der Ansiedlung der 5. Staffel der Serie „Homeland“ konnte im Jahre 2015 bereits ein sehr großer Erfolg in diesem Marktsegment erzielt werden. Allerdings ist die künftige Entwicklung bei internationalen Filmproduktionen stark von externen Faktoren abhängig, die die Landesregierung nicht beeinflussen kann. Dazu gehören auch die Höhe der Bundesförderung über den Deutschen Filmförderfonds und der Dollarkurs.
  2. Das Medienboard finanzieren Sie gemeinsam mit der Berliner Senatskanzlei. „Brandenburg profitiert von Berlin und sollte die Hauptstadt eher umarmen als sich abgrenzen“, meinte Elmar Giglinger, ehemaliger Geschäftsführer Standortmarketing des Medienboard, in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Wie sieht dieses „Umarmen“ – abseits vom geographischen Aspekt – bereits heute aus? Auf welchem Niveau steht die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg?
    • Die Medienbranche zählt zu den Branchen, in denen es ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür gibt, dass Brandenburg und Berlin eine gemeinsame Region bilden. Wir sind eine Medienregion. Die Basis für die vertrauensvolle Kooperation ist bereits 1992 durch den Rundfunk-Staatsvertrag zwischen Berlin und Brandenburg gelegt worden. Beide Länder haben mit diesem Staatsvertrag die Grundlage für eine gemeinsame Medienordnung geschaffen, die den engen kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verflechtungen Rechnung trägt. Die gemeinsamen Einrichtungen Rundfunk Berlin-Brandenburg, Medienboard Berlin-Brandenburg und Medienanstalt Berlin-Brandenburg haben die Fortentwicklung des Standortes geprägt. Auf Unternehmerseite existiert mit dem media.net berlin-brandenburg/media.connect brandenburg ein unabhängiges Netzwerk mit über 450 Unternehmen der Medienbranche. Außerdem besteht mit IKT/Medien/Kreativwirtschaft ein länderübergreifendes Cluster für beide Bundesländer
  3. Das Land Brandenburg bildet den Großteil der Grenze zu Polen, sicherlich ein wichtiger internationaler strategischer Partner. Das media.net startete so z.B. mit „Berlin meets Poland“ eine Initiative zur Vernetzung der hiesigen mit der dortigen Gamesbranche. Welche Wirtschaftsbereiche bieten sich für Sie besonders für eine Zusammenarbeit mit Polen an? Können Sie uns etwas über bereits laufende Projekte – auch in der Film-/Medienförderung – verraten?
    • Die enge Zusammenarbeit mit unserem polnischen Nachbarn ist ein zentrales Anliegen der brandenburgischen Landesregierung. Ich freue mich, dass dieses Anliegen gerade von den Medienschaffenden so intensiv gelebt wird. Ein Beispiel dafür ist der Deutsch-Polnischer Co-Development-/ -Produktionsfonds, das gemeinsame Förderprogramm vom Polnischen Filminstitut Warschau, dem Medienboard Berlin-Brandenburg und der Mitteldeutschen Filmförderung. Diese Kooperation währt bereits seit 10 Jahren. Bisher wurden etwa 30 Projekte gefördert. Darunter auch erfolgreiche Filme wie „In Darkness“, „Der Kongress“, „Lauf, Junge, Lauf!“ und aktuell „Unser letzter Sommer“. Für mich sind diese bi-nationalen Filmkooperationen gelebte Völkerverständigung.
    • Auch der RBB hat sich seit seiner Gründung große Verdienste in der kulturellen Verständigung mit Polen erworben. Gleiches gilt für das Filmfestival in Cottbus. Hier werden regelmäßig mit großem Erfolg die wichtigsten polnische Filme gezeigt. Im Rahmen dieser Veranstaltung finden auch deutsch-polnische Co-Produzententreffen statt. Das von media.net berlinbrandenburg initiierte Netzwerk „Berlin meets Polen“ im Gamesbereich macht deutlich, dass die Kooperation mit unseren polnischen Nachbarn sich auch auf die neuen digitalen Medien ausweitet. Ich bin mir sicher, dass dabei auch kommerziell erfolgreiche Projekte entstehen werden.

 

Datum: 20.11.2015