1. Vom Rhein an die Spree. Frau Zimmer, was fasziniert Sie an Berlin?
    • Ich finde Berlin großartig. Pausenlose Lebendigkeit fasziniert mich. Und Vielfalt. All das hab ich hier in Berlin erwartet und wurde so gar nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ich kenne keine Region in Deutschland, die sich stetig weiterentwickelt und neu definiert wie die Hauptstadtregion, und mit ihr die Menschen, die hier leben. Eine tolle Atmosphäre für Innovationen, Gründungen, Kooperationen und neue Wege.
    • Ich bin froh, dass ich all das auch in meiner Tätigkeit als Direktorin der Medienanstalt finde. Vielleicht überrascht Sie das jetzt, weil die meisten die mabb als „Regulierer“ einordnen. Das ist allerdings nur ein Teil dessen, was wir tun. Dank des Engagements meines Vorgängers Hans Hege hat sich die mabb in den vergangenen Jahren als eine der interessantesten und modernsten Medienanstalten etabliert. Viele spannende Projekte werden bei uns gestaltet und auf den Weg gebracht. Mit dem MIZ in Babelsberg fördern wir Innovationen an den Schnittstellen zwischen TV, Radio und Online. In Berlin und Potsdam fördern wir öffentliche WLAN-Hotspots. 650 sind es inzwischen. Bei ALEX entstehen neue crossmediale Formate von Nachwuchsmedienmachern. Mit unserer digitalen Medienkompetenzförderung unterstützen wir Projekte wie Jugend hackt. Und das sind nur einige Beispiele unserer täglichen Arbeit.
  2. Bevor Sie den Posten als mabb Direktorin angenommen haben, waren Sie sechs Jahre Geschäftsführerin des Deutschen Journalisten-Verbands Nordrhein-Westfalen. Welches Projekt war Ihnen in NRW besonders wichtig? Und werden Sie es in Berlin weiterführen?
    • Ich beschäftige mich schon lange mit der Frage, wie sich Journalismus im Zeitalter der Digitalisierung verändert und wie er finanziert werden kann. Denn Journalismus ist ein wichtiger Teil unserer Demokratie. Beim DJV habe ich mich dafür stark gemacht, dass Journalisten eine gute Ausbildung erhalten und sich im Laufe ihrer Tätigkeit regelmäßig weiterbilden lassen können. Das möchte ich auch mit der mabb weiterführen und bin froh, dass es schon viele Projekte der Medienanstalt in diesem Bereich gibt. Die spannende Frage ist, wie wir Vielfalt und Qualität im Journalismus – lokal wie überregional – weiterhin gewährleisten und allen Bürgerinnen und Bürgern Zugang zu Informationen ermöglichen können. In NRW wurde eine Stiftung gegründet, die sich mit diesen Themen auseinandersetzt. Auf die Ergebnisse können wir gespannt sein. Hier in Berlin haben wir einen sehr vielfältigen Markt, dafür aber natürlich auch mehr Wettbewerb. Das macht die Finanzierung schwieriger. In Brandenburg gilt es, lokalen Journalismus zu erhalten und auch in kleineren Orten lokale Nachrichten und Informationen zu den Menschen zu bringen. Diese Fragen beschäftigen uns, denn unser Auftrag ist es, Vielfalt zu sichern.
  3. Medienvielfaltssicherung, Medien-Innovationsförderungen, Medienkompetenzvermittlung, Integrationsprojekte, Medienregulierung, Reichweitenverbesserung und Auffindbarkeit, digitaler Datenschutz, Förderung der Aus- und Fortbildung von Medienschaffenden … die Themen der Medienanstalt Berlin-Brandenburg sind sehr vielfältig und berühren alle gesellschaftlichen Schichten. Welche Projekte wollen Sie in den kommenden Monaten rasch umsetzen, was ist Ihnen langfristig von Bedeutung?
    • Aktuell liegt mir eine Sache ganz besonders am Herzen: Noch bis Mitte Juli bleibt Zeit, sich für die Sicherung von Netzneutralität einzusetzen. Das versuchen wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Und dann ist da noch das Gesetz zur Störerhaftung. Es könnte im Herbst in Kraft treten und geht uns in der vom Bundestag beschlossenen Version nicht weit genug. Wir befürchten, dass damit die Risiken für die Betreiber öffentlicher WLAN-Netze nicht ausgeräumt sind. Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass das Gesetz Unterlassungsansprüche ausdrücklich einschließt.
    • Langfristig führen wir das fort, für das die mabb seit Jahren steht und womit sie erfolgreich ist: Wir kümmern uns um die Sicherung der Medienvielfalt. Und das tun wir in ganz verschiedener Weise: Wir unterstützen die zeitgemäße Ausbildung von Medienmachern und die Verankerung digitaler Medienkompetenz in die frühe Ausbildung von Jugendlichen. Wir bieten Workshops und Seminare für Multiplikatoren der Medienbildung an. Mit Veranstaltungen wie dem Sommerforum, das sich in diesem Jahr mit dem Umgang mit Nachrichten im digitalen Zeitalter beschäftigt hat, der MEDIA CONVENTION, die wir gemeinsam mit dem Medienboard und in enger Partnerschaft mit der re:publica angeboten haben, oder dem Lokal-TV-Kongress fördern wir den Dialog über Medienentwicklungen, Medienpolitik und Mediennutzung. Ich freue mich auf das Formatfestival im MIZ-Babelsberg und auf den Umzug von ALEX im Frühjahr 2017 in die Oberbaumcity an der Warschauer Straße. Wie gesagt, mich fasziniert pausenlose Lebendigkeit …

 

Datum: 17.06.2016