1. Dr. Stefan Franzke, seit gut einem Jahr sind Sie als Geschäftsführer der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH im Amt. Was hat Sie am meisten überrascht und beflügelt?
    • Das war ohne Zweifel die Stadt selbst. Ich mache mich abends oft mit dem Fahrrad vom Ludwig Erhard Haus auf den Heimweg. An warmen Sommertagen treffen sich die Berliner draußen in den Restaurants, jeder Tisch ist bis auf den letzten Platz besetzt. Über die Bürgersteige schlendern Menschen aus der ganzen Welt, voller Vorfreude, die Stadt für sich zu entdecken. Später auf meinem Weg wird es dann ruhiger, hier säumen typische Berliner Altbauten die Straßen – lebendiger und abwechslungsreicher kann eine Stadt nicht sein. Wenn ich mich dann am nächsten Tag mit jungen Gründern treffe, die mir begeistert von ihrer Geschäftsidee erzählen, bleibt für mich nur ein Schluss: Berlin ist genial und ein geniales Produkt. Wir können es mit den großen Metropolen rund um den Globus locker aufnehmen – für Berlin in Deutschland und in der Welt zu werben, fällt nicht schwer und macht unheimlich viel Spaß.
  2. Berlins Zahlen lassen sich sehen: Erst kürzlich verkündete die Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin um 3,1 % im Vergleich zum Vorjahr zunahm. Das sind fast 40.000 mehr Beschäftigte. Ist das auch ihr Verdienst, Herr Franzke?
    • Ja, das ist auch ein Verdienst von Berlin Partner. Wir haben im letzten Jahr 234 Projekte betreut, die für 5.670 neue Arbeitsplätze in den nächsten drei Jahren sorgen. Die Ansiedlung von Cisco ist für Berlin zum Beispiel auf dem Weg zur Smart City besonders wertvoll: Mit dem IT-Unternehmen hat sich ein Weltkonzern dazu entschieden, eines von sechs Innovationszentren weltweit in Berlin zu eröffnen. Auf dem EUREF-Campus in Schöneberg vernetzt Cisco Menschen, Prozesse und Daten zum Internet der Dinge. Dass die großen drei „Ts“ in Berlin stimmen, überzeugte Cisco und viele andere Unternehmen vom Standort: Talent, Technologie und Toleranz sind immer Thema. Berlin ist international so angesagt, dass Talente aus der ganzen Welt in die Stadt strömen. Im Bereich Technologie ist Berlin führend: 60.000 Berliner arbeiten beispielsweise in der Digitalwirtschaft. 25 Jahre nach dem Mauerfall ist Berlin eine tolerante und weltoffene Metropole: 180 Nationen nennen die Stadt ihr Zuhause.
  3. Berlin hat sich zu einer der trendigsten Startup-Metropolen weltweit entwickelt. Die Zahl der internationalen, gründungserfahrenen Neu-Berliner nimmt rasant zu. Wie reagiert Berlin Partner auf die wirtschaftlichen, technologischen und digitalen Herausforderungen?
    • Allerdings, und der Gründungsmotor in Berlin nimmt täglich mehr an Fahrt auf. Was die Startup-Szene aktuell bewegt, ist die Frage „London oder Berlin?“. Das Rennen um Platz 1 der wichtigsten Startup-Metropole Europas war noch nie so spannend, denn seit 2014 hat Berlin bei Investitionen erstmals die Nase vorn: Laut einer Analyse des Branchendienstes Dow Jones VentureSource für Die Welt hat Berlin im letzten Jahr mit 2,2 Milliarden Dollar deutlich mehr Wagnsikapital eingesammelt als der Londoner Wettbewerber. Die Briten kamen lediglich auf 1,5 Milliarden Dollar Wagniskapital. Berlin Partner ist Geschäftsstelle der Berlin Startup Unit. Eine unserer Aufgaben ist es, Gründer bei der Expansion ins Ausland zu unterstützen und sie mit internationalen Venture Capital-Gebern zusammen zu bringen. Im September reisen wir gemeinsam mit 20 Startups nach New York City. Und dort ist das Programm der Transatlantic Entrepreneur Partnership Conference gut gefüllt – bei Networking-Sessions, Besuchen von erfolgreichen Startups vor Ort und interessanten Panels können Gründer Kontakte knüpfen und ihre Chancen auf dem amerikanischen Markt ausloten.