1. Nicolas, du bist seit ein paar Tagen neu in der Geschäftsführung der Tagesspiegel-Gruppe. Die Zeitung begleitet dich als Leser bereits viele Jahre, jetzt darfst du das Unternehmen führen. Wie fühlt sich das an und wie ist dein erster Eindruck?
    • Die ersten Tage am Askanischen Platz haben mir großen Spaß gemacht. Ich habe mich sehr willkommen gefühlt und war gleich angetan von der offenen, kollegialen Atmosphäre und der Begeisterung und Professionalität, die alle für ihre Arbeit zeigen.  
    • Zuhören ist essenziell, um ein Unternehmen, seine Dynamik und seine Funktionsweise besser kennenzulernen. Dafür habe ich mir Zeit genommen und mich in den ersten Wochen mit den Kolleginnen und Kollegen getroffen, aus der Redaktion und den einzelnen Fachabteilungen, und sie gefragt, woran sie gerade arbeiten und welche Ideen und Visionen sie für den Tagesspiegel haben – von dieser Energie möchte ich ganz viel mitnehmen und in der kommenden Zeit in unsere Arbeit einfließen lassen.  
    • Die Tagesspiegel-Gruppe steht für Qualitätsjournalismus und erreicht mit ihrem breiten Produktportfolio ein vielfältiges überregionales Publikum. Diese Mischung ist großartig und ich freue mich daher sehr, jetzt gemeinsam mit Gabriel Grabner in der Geschäftsführung, mit der Chefredaktion um Lorenz Maroldt und Christian Tretbar, und ganz besonders mit den unterschiedlichen Teams im Haus, die Erfolgsgeschichte des Tagesspiegels weiterzuschreiben.  
  2. In den vergangenen Jahren hat sich der Tagesspiegel als führendes Leitmedium aus der Hauptstadt etabliert. Mit welchen Maßnahmen möchtest du diesen Wachstumskurs fortführen? Wo siehst du noch Potenziale?
    • Die Transformation des Tagesspiegels in den vergangenen Jahren ist beeindruckend. Das Haus hat wahnsinnig viel erreicht und daran wollen wir jetzt anknüpfen. Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber im Kern fußt unsere Strategie auf zwei Säulen: 
    • Zum einen wollen wir im Digitalen ganz klar weiterwachsen, denn dort sehen wir unser größtes Potenzial. Mit einem weiter starken Printtitel setzen wir konsequent auf Erlöse aus digitalen Abonnements und der digitalen Vermarktung. Eine große Rolle spielen in diesem Zusammenhang unser redaktionelles Plus-Angebot auf tagesspiegel.de, das E-Paper, die Fachbriefings Tagesspiegel Background, aber auch unser B2B-Veranstaltungsportfolio ist ungeheuer wichtig.  
    • Mit all dem einhergeht, dass wir zum anderen die überregionale Bedeutung des Tagesspiegels noch deutlicher ausbauen wollen. Mehr als 80 Prozent überregionale Nutzerschaft belegen die bundesweite Popularität unseres Online-Angebots und mit aktuell 9,2 Millionen Unique Usern gehört tagesspiegel.de zu den Top 10 der reichweitenstärksten Nachrichtenangeboten in Deutschland. Ich bin überzeugt, dass wir auch mit der Printausgabe, die für ihren Relaunch 2022 u.a. als European Newspaper of the Year und bei den INMA Global Media Awards ausgezeichnet wurde, neue Zielgruppen außerhalb der Berliner Metropolregion erschließen werden.  
  3. Du bist gebürtiger Berliner. Wie würdest du den aktuellen Zustand der Hauptstadt beschreiben? Welche spürbaren gesellschaftlichen Entwicklungen nimmst du wahr?
    • Der Tagesspiegel ist das Leitmedium aus der Hauptstadt und begleitet die Geschehnisse und Entwicklungen der Stadt und der Menschen, die hier leben, intensiv und nah. Themen wie Technologie und Innovation, Diversität oder Veränderungen in der Arbeitswelt sind in Metropolen wie Berlin allgegenwärtig. Das thematisiert der Tagesspiegel auf vielfältige Weise und zugleich treibt es natürlich auch mich als Geschäftsführer und gebürtigen Berliner immer wieder um. 
    • Berlin hat sich schon lange als ein Hub für Start-ups, Tech-Unternehmen und innovative Projekte etabliert. Die Stadt zieht Gründer und Fachkräfte aus der ganzen Welt an – das ist nicht nur eine große Chance, sondern macht wiederum den Reiz der Stadt als dynamische und innovative Wirtschaftsregion aus.  
    • Es gibt da diesen bekannten Ausspruch, dass Berlin dazu verdammt ist, immerfort zu werden und niemals zu sein. Berlin ist niemals fertig, sondern entwickelt sich stetig weiter. Das ist toll und ich glaube, wir befinden uns in einer der spannendsten Umbruchphasen, die die Stadt seit Langem gesehen hat. 

März 2024

© Annette Koroll