1. Herr Prof. Dr. Große, die Coronakrise hat für uns alle einschneidende Veränderungen zur Folge. Der Alltag verläuft zurzeit nicht so, wie wir ihn gewohnt sind. Wie hat die Hochschule Macromedia auf die Kontaktbeschränkungen reagiert? Wie werden Lerninhalte vermittelt und Prüfungen absolviert?
    • Der Unterricht an der Hochschule Macromedia findet seit 16.3.2020 online statt und ich darf sagen: der Shift in die Online-Lehre ist uns gut gelungen. Dieses Feedback erhalten wir von Studierenden, Lehrenden und Verwaltungsmitarbeitenden gleichermaßen. Drei Dinge waren dafür ausschlaggebend:
    • a) eine beherzte Management-Entscheidung, die früh Klarheit für das bundesweit einheitliche Vorgehen geschaffen hat und in der Folge von einer leistungsstarken Taskforce umgesetzt wurde,
    • b) eine vorhandene, digitale Infrastruktur der Lehre, die den kurzfristigen Shift in die Online-Präsenz und die Einhaltung des planmäßigen Semesterstarts am 16.3.2020 überhaupt erst ermöglichte,
    • c) ein digitales Mindset, das Studierende wie Lehrende der Hochschule Macromedia gleichermaßen auszeichnet und zu einer unmittelbaren Akzeptanz für die Online-Lehre führte.

       

    • So werden ca. 80 Prozent der bundesweiten Lehrveranstaltungen in diesem Semester in einer Kombination aus digitaler Lernplattform (Moodle) und einheitlichen Präsenz-Formaten unterrichtet. Die restlichen 20 Prozent brauchten spezifische Lösungen, da sie sich durch einen hohen Praxisanteil auszeichnen. Dazu gehören u.a. viele Berliner Veranstaltungen in Fashion Design B.A. und Schauspiel B.A. Hier Lösungen zu finden war mühsam, ist aber dank unserer großartigen Fakultät super gelungen. Auch alternative Prüfungsformate sind bereits vorbereitet und durch den zentralen Prüfungsausschuss abgenommen – wir sind zufrieden.
  2. Von bundesweit sieben Standorten ist der in der Hauptstadt der zweitjüngste. Für die kunst-, kultur-, medien- und fashionrelevanten Studiengänge, die Sie anbieten, ist Berlin genau das richtige Pflaster. Wie erleben Sie diese Branchen in der jetzigen herausfordernden Zeit? Wer könnte gestärkt aus der Krise hervorkommen?
    • Die kreativen Branchen sind sehr hart von der Corona-Krise getroffen. In Berlin ist das besonders brutal zu spüren. Keine Stadt in Deutschland hat eine vielfältigere Kunst- und Kulturszene. In normalen Zeiten macht das den Charme Berlins aus. Jetzt müssen viele Kreative um ihre selbständigen Existenzen bangen: Die Fashion Designerin, die ihren Store nicht öffnen darf. Die Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler, die nicht auftreten können. Der Ausstellungsmacher, dessen Ausstellungen nicht realisiert wird. Ob hier jemand gestärkt aus der Krise hervorgehen wird, bezweifle ich, selbst wenn wir mitunter viel Kreativität auf den sozialen Medien sehen. Hochschulseitig adressieren wir die Herausforderungen dieser Situation sehr bewusst. So besitzen die Curricula für Schauspiel B.A. und Fashion Design B.A. ohnehin schon Module für web-basierte Formate und digitale Wertschöpfung. Diese Inhalte intensivieren wir. So stärken wir bei unseren Fashion Design Studierenden das Know-how in Onlinevertrieb, Influencer-PR, Streaming-Events, Online- und Social Media Marketing. Und bei den Schauspielstudierenden fördern wir das Verständnis für web-basierte Film- und Entertainmentformate inklusive des visuellen Storytellings fürs Smartphone und der damit einhergehenden Anforderungen an die Schauspieler.
  3. Ihre Hochschule hat zuletzt viele kreative Projekte umgesetzt, wie z.B. die Idee und Kommunikationsstrategie für re.fashion oder die Analyse der bestehenden Organisationsstruktur von Sony Music Entertainment Germany GmbH. Erzählen Sie uns etwas darüber – und vor allem: An welchen, ggf. Corona-relevanten, Projekten wird derzeit gearbeitet?
    • Die Tatsache, dass der erste Tag des Corona-Lockdowns mit dem ersten Tag des Sommersemesters an der Hochschule Macromedia zusammenfiel, war in jeglicher Hinsicht herausfordernd. Gleichzeitig war die neue, ja: neuartige Situation natürlich ein starker Impuls für die Lehre. An allen Campus haben sich Lehrende und Studierende im Kontext ihrer jeweiligen Fachgebiete damit auseinandergesetzt und tolle Projekte auf den Weg gebracht.
      • In Berlin hat die Fashion Design Studierende April Grant beispielsweise ihre Kommilitonen angestiftet, Dutzende Mund-Nasen-Schutzmasken zu nähen. Die Masken werden an soziale Einrichtungen gespendet.
      • In München haben Design-Studierende eine Online-Plattform für den Musikunterricht konzipiert. Denn auch für Musikschulen und Musiklehrer war der Corona-Lockdown existenzbedrohend. Einzelheiten gibt es hier.
      • In Stuttgart haben Management-Studierende die Initiative „Students for Kids against Corona“ ins Leben gerufen. Dort werden gebrauchte Computer und Lernpaten vermittelt, damit Kinder aus sozial schwachen Familien am Online-Unterricht teilnehmen können.

      Für ein abschließendes Fazit ist es sicher zu früh. Natürlich sehnen wir uns nach einer Rückkehr an den Campus. Trotzdem haben wir in den zurückliegenden Wochen unglaublich viel über die Online-Lehre gelernt und wir haben erlebt, was für eine starke, solidarische Gemeinschaft die Hochschule ist. Das wollen wir uns bewahren.

  4. Ihr Tipp fürs Home Office?
    • Ich persönlich kann dem Home Office durchaus positive Seiten abgewinnen. Viele Themen lassen sich hier sehr kompakt und effizient abarbeiten. Dabei ist Disziplin das A&O und zwar nicht nur in Hinblick auf Projektmanagement und Meeting-Disziplin, sondern auch in Hinblick auf die eigene Fitness: Alle zwei Tage muss ich mich beim Joggen oder mit dem Basketball richtig auspowern – sonst würde ich schlichtweg einrosten bei dem vielen Sitzen.

 

Mai 2020