1. Besonders in der Hauptstadtregion stellt die kleinteilige Kultur- und Kreativwirtschaft einen wichtigen Wirtschaftszweig dar und wird von den jeweiligen Verwaltungen, aber auch von der Bundesregierung mittels der Initiative Kultur- & Kreativwirtschaft gefördert und unterstützt. Welche Bedeutung hat dieser Sektor für Ihre Partei? Sollen die aktuellen Initiativen beibehalten, vielleicht sogar ausgebaut werden?
    • Der Sektor der Kultur- und Kreativwirtschaft gehört zu den Erfolgsmotoren des Strukturwandels. Wir wollen ihn stärken und umfassend fördern. Zu ihm gehören sowohl die selbständigen Künstlerinnen und Künstler, die als Solo-Selbständige tätig sind, als auch die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Es sind die Menschen, die als Urheberinnen und Urheber sowie Künstlerinnen und Künstler die kreativen Inhalte schaffen. Am Beginn der Wertschöpfungskette steht als ihre Leistung.
    • Die aktuellen Initiativen sollen aus unserer Sicht beibehalten und nach Möglichkeit ausgebaut werden. Weitere Schritte sind überdies geboten. So handelt es sich bei der Mehrzahl der Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft um klein- und mittelständische Unternehmen. Sie sind das Rückgrat der Kultur- und Kreativwirtschaft und wir wollen sie stärken. Durch eine bessere Förderung, aber auch die Öffnung bereits bestehender Förderprogramme für die Kultur- und Kreativwirtschaft, wollen wir Unternehmensgründungen möglich machen und Gründerinnen und Gründer auch über die unmittelbare Gründungsphase hinaus begleiten. Mit speziellen Programmen wollen wir gerade im digitalen Sektor Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft bei Investitionen unterstützen. Darüber hinaus wollen wir durch ein Programm zur Stärkung der Career Center an Musik-und Kunsthochschulen ermöglichen, dass alle künstlerischen Hochschulen eigene Center einrichten und die Studierenden an der Schnittstelle von Hochschule und Markt eine optimale Beratung zur Selbständigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft erhalten.
  2. Kürzlich wurde der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) aufgestockt. Bevorzugt gefördert werden große (internationale) Produktionen, die den Standort Deutschland wettbewerbsfähig halten sollen. Innovative Serien- oder VR-Projekte aber kommen zu kurz. Wie sieht Ihre Partei die Filmförderung in Deutschland? Welche Maßnahmen wollen Sie ergreifen, um allen Akteuren der Film- und Produktionsbranche gerecht zu werden?
    • Der Film ist zentraler Bestandteil unserer Kultur und Identität. Ohne öffentliche Förderung würde der deutsche und europäische Film weitgehend aus den Kinos verschwinden. Daher hat die Filmförderung eine besondere Bedeutung. Unser Ziel ist es, Qualität und Vielfalt des Filmschaffens in Deutschland zu erhalten und fortzuentwickeln. Der Filmstandort Deutschland soll international wettbewerbsfähig bleiben und somit Beschäftigung für viele Zehntausende Filmschaffende sichern.
    • Besonders wichtig ist uns die Förderung künstlerisch herausragender und anspruchsvoller Filme. Dazu ist die kulturelle Filmförderung des Bundes dauerhaft zu stärken. Die Förderung durch die Filmförderungsanstalt (FFA) auf der Grundlage des Filmförderungsgesetzes (FFG) ist unverzichtbar, um die Leistungsfähigkeit der deutschen Filmwirtschaft zu erhalten. Im Zuge der nächsten Novellen ist das Abgabeaufkommen der FFA sicherzustellen und das Gesetz den technisch und wirtschaftlich bedingten Marktveränderungen anzupassen. Neben der Fortentwicklung – auch unter Prüfung von Steueranreizmodellen – und dauerhaften finanziellen Stärkung des DFFF leistet besonders der German Motion Picture Fund (GMPF) einen wichtigen Beitrag zur Förderung der audiovisuellen Industrien; dies eben gerade dadurch, dass er neben dem Kinofilm insbesondere die Produktion von Serien-Content fördert.
  3. Ein zunehmend wichtiger Wirtschaftsfaktor, besonders in Berlin und Brandenburg, sind Entwicklungsstudios für Online- und Mobile-Games. In der Branche werden Games längst als Kulturgut bezeichnet. Wie steht Ihre Partei zu dieser Bezeichnung? Kulturgüter sind immer auch förderbar, und so setzen sich die Branchenverbände GAME und BIU vermehrt für attraktivere Steuermodelle oder Förderkonzepte für Spieleentwickler ein. Befürwortet Ihre Partei diese Initiativen? Planen Sie einen Ausbau der Games-Förderungen?
    • Aus unserer Sicht haben sich Games zu einem Kulturgut entwickelt. Computerspiele einschließlich anderer interaktiver Unterhaltungsmedien haben kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Sie sind in Deutschland wirtschaftlich, technologisch, kulturell und gesellschaftlich zu einem wichtigen Einflussfaktor geworden. Es hat sich eine multimediale interaktive Spielekultur entwickelt, die zunehmend unabhängig vom Alter immer mehr Spielerinnen und Spieler aus allen Bevölkerungsgruppen umfasst. Computerspiele transportieren dabei gesellschaftliche Abbilder und thematisieren eigene kulturelle Inhalte. Sie werden somit zu einem bedeutenden Bestandteil des kulturellen Lebens unseres Landes und sind prägend für unsere Gesellschaft. So gibt es mittlerweile eine kaum noch übersehbare Anzahl von künstlerisch herausragenden, kulturell wertvollen und auch sehr innovativen Computer- und Videospielen für alle Zielgruppen.
    • Unternehmen der Games-Branche sind wichtige Arbeitgeber. Die Branche steht in besonderem Maße in einem internationalen Wettbewerb. In verschiedenen europäischen und außereuropäischen Ländern wird die Entwicklung von Unternehmen der Games-Branche durch Steuervorteile gefördert. Das schafft jenen Unternehmen wirtschaftliche Vorteile gegenüber deutschen Anbietern. Wir setzen uns daher dafür ein, dass auch in Deutschland die Entwicklung von innovativen und hochwertigen Computer- und Videospielen dauerhaft gefördert wird. Dafür brauchen wir vergleichbare öffentliche Förderung wie in anderen Bereichen, etwa dem Filmförderfonds. Das gilt für Bund und Länder, aber insbesondere auch für die europäische Ebene. Die Förderung innovativer und kulturell hochwertiger Computer- und Videospiele kann nur mit einem integrierten Anreizsystem gelingen, das die audiovisuelle Industrie als ganze in den Blick nimmt. Wir brauchen ein konsistentes Konzept für die Förderung aller audiovisuellen Medien, welches alle Zweige der audiovisuellen Medienwirtschaft – also Filme, Serien, Games, wie auch die Bereiche Animation oder visuelle Effekte – umfasst. Den Deutschen Computerspielpreis wollen wir fortführen und ausbauen.
  4. Startups und junge Unternehmen brauchen drei Dinge, um erfolgreich zu sein und schnell zu wachsen: Fachkräfte, Kapital und Büroflächen. Welche Hebel möchte Ihre Partei in Gang setzen, um hier passende – und vor allem auch international wettbewerbsfähige – Rahmenbedingungen für das Startup-Ökosystem in Deutschland zu schaffen?
    • In Deutschland brauchen wir mehr Bereitschaft für Innovationen und einen noch stärkeren Gründergeist. In Start-Ups steckt das Potenzial, den Mittelstand von morgen zu bilden. Unser Ziel ist es, dass Unternehmen schnell und unbürokratisch gegründet werden können. Wir wollen, dass Firmengründer alle Fragen aus einer Hand beantwortet bekommen. Vor allem E-Government-Lösungen ermöglichen zielgenaue Beratung und erleichtern den Einstieg ins neue Geschäft.
    • Oft scheitern kleine und mittlere Unternehmen an den bürokratischen Hürden für Förderprogramme. Deshalb werden wir die Antragstellung vereinfachen, damit Unternehmensgründer einfach und schnell Unterstützung bekommen und sich voll auf ihr Geschäftsmodell konzentrieren können.
    • Wagniskapital ist entscheidend für Gründungen. Wirt werden die Rahmenbedingungen für Wagniskapital weiter verbessern. Gründungen benötigen in der Wachstumsphase ebenfalls Kapital. In der Unterstützung der Wachstumsfinanzierung sehen wir eine weitere wichtige Fördermaßnahme.
    • Scheitern ist oft ein Problem, weil es verhindert. einen zweiten Anlauf zur Gründung zu nehmen. Wir wollen eine Kultur der “nächsten Chance” etablieren und in diesem Sinne auch das Insolvenzrecht überprüfen.
    • Wir blicken auch auf die Ausbildung. Wir werden unter anderem die Ausbildungs- und Berufsorientierung verbessern, in die Ausstattung der Berufsschulen – auch als Lernwerkstätten für Industrie 4.0-Technologien – investieren und Gebühren für Techniker- und Meisterkurse abschaffen.
  5. Ob Infrastruktur, Wirtschaft, Bildung, Sicherheit oder Arbeit – die fortschreitende Digitalisierung stellt Gesellschaft und Politik vor Herausforderungen auf allen Gebieten. Bisher verteilen sich Fragen des Digitalen auf vier Ressorts. Wie steht Ihre Partei zu Rufen nach einem eigenständigen Digitalministerium?
    • Die derzeitige Zersplitterung der Kompetenzen ist nicht sinnvoll. Symboldebatten um ein Internetministerium oder Digitalministerium helfen aber ebenso wenig weiter. Richtig ist: Wir müssen die Verantwortung für die digitale Zukunft bündeln. Deshalb wird die SPD nach der Bundestagswahl das Thema Digitalisierung zur Chefsache machen. Das Bundeskanzleramt wird die Digitalpolitik als Stabsaufgabe sehr viel stärker als bisher koordinieren.