1. Im Zuge der Corona-Pandemie wurden zahlreiche Events und Messen digitalisiert. Auch euer Unternehmen musste sein Geschäftsfeld optimieren bzw. erweitern, u.a. habt ihr die Mobilitätswende in der Berliner Friedrichstraße mitentwickelt. Erzähle uns doch einmal von diesem spannenden Projekt und von der Herausforderung, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen!
    • Als gestalterisch-technisches Planungsbüro waren wir schon vor der Pandemie sehr breit aufgestellt. Unsere tägliche Arbeit besteht nicht nur in der technischen Planung und Umsetzung von Messen, Veranstaltungen, Festivals sowie Kunst- und Medieninstallationen. Wir entwickeln auch technische Konzepte für Festinstallationen und haben uns mit unserem bo_[studio] einen inspirierenden Raum für Medienproduktionen geschaffen. Wir kommen nicht nur bei komplexen Produktionen zum Einsatz, sondern haben uns schon immer für die Aufgaben begeistert, bei denen es eher experimentell und frickelig wird. Diese Breite in unseren Projekten war in der Pandemie unser Glück und bildet zugleich auch den Kern unserer Unternehmensphilosophie: Wir verstehen uns als Möglichmacher.

       

    • Die Flaniermeile Friedrichstraße gehört durch die Modellhaftigkeit des Projekts zu unseren spannendsten Herausforderungen. Im Jahr 2020 haben der Bezirk Mitte und die Senatsverwaltung trotz Pandemie die konkrete Umsetzung dieses auch europaweit einzigartigen Projektes in Angriff genommen. Für ein technisches Planungsbüro wie unseres sind besonders die komplizierten genehmigungsrechtlichen, sicherheitsrelevanten, aber auch technisch-gestalterischen Fragen eine willkommene Herausforderung. Grundsätzlich geht es darum, die Verkehrswende konkret erfahrbar zu machen. Unsere Aufgabe ist es, alle Stakeholder mit unserem Fachwissen dabei zu unterstützen, Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf der Friedrichstraße umzusetzen – also die Flaniermeile tatsächlich auf die Straße zu bringen.

       

    • Uns als Unternehmen hat dieses Projekt von Grund auf verändert. Wir haben unsere bisherigen Strukturen kritisch auf Nachhaltigkeit hin geprüft und neu aufgesetzt. Konsequent nachhaltiges Handeln in allen Geschäftsbereichen zur Grundlage zu machen, war der längst überfällige und beste Teil unserer pandemiebedingten Transformation.
  2. Zu euren Räumlichkeiten gehört schon seit einiger Zeit ein hausinterner Studiobereich. Konntet ihr diesen in den vergangen zwei Jahren weiterentwickeln?
    • Im Grunde haben wir das bo_[studio] in den letzten zwei Jahre weniger weiterentwickelt als vielmehr grundsätzlich neu aufgestellt. Gegründet wurde das bo_[studio] Ende 2018 als Pre-Production-Studio für große Lichtshows und komplexe Vorvisualisierungen für multimediale Inszenierungen. Zudem war es für uns Showroom und kleine Eventfläche für Workshops und Präsentationen – auch im VR.

       

    • Jetzt – nach einigen Investitionen – ist es viel mehr. Im Grunde ist es inzwischen ein Experimentalraum geworden – unsere Spielwiese –, in dem so ziemlich alles denkbar ist, was man sich in Sachen Studio-Produktion so ausdenken kann.

       

    • Das bo_[studio] hat Raum für kleine Studio-Produktionen im Real-Setup, die technisch nahezu „aus einer Hand“ gefahren werden können – inklusive Kamera-Tracking, Bildregie und Medienserver. Der reale Raum erweitert sich quasi unendlich mit den Möglichkeiten des Green-Screens und der Depends-Software. Hier ist es möglich, auch im virtuellen Raum dreidimensional im Live-Rendering Licht zu setzen, realistische Bilder zu erzeugen und zusätzlich alle nötigen ergänzenden Medien zu involvieren.

       

    • Natürlich kann man bei uns auch immer noch Pre-Productions für Lichtshows kreieren – gerade jetzt, wenn das Live-Geschäft wieder Fahrt aufnimmt!
  3. Die Veranstaltungsbranche rechnet auch in den kommenden Jahren mit vielen hybrid umgesetzten Event-Formaten. Ist das für euch eine gute Lösung? Wie geht ihr derzeit die Planungen für Events in 2022 an?
    • Die Pandemie hat gezeigt, dass es einige Veranstaltungsformate gibt, für die das Hybrid-Format ein echter Zugewinn ist. Das gilt in unseren Augen besonders für Konferenzen, Panels oder Infotainment-Formate. Hier kann das Hybridformat den Wirkungskreis der Veranstaltung enorm erweitern und spart ineffiziente, klimaschädliche Reisekosten für Keynotes oder Expert*innen-Beiträge.

       

    • Was die vielen Digitalevents während der letzten zwei Jahre aber auch gezeigt haben, ist, dass das informelle „Flurgespräch“, der Small-Talk in der Kaffeepause durch kein digitales Format wirklich zu ersetzen ist. Auch das emotionale Involvement des Publikums durch die räumliche Inszenierung ist im rein digitalen Format einfach nicht zu erreichen. Wir bleiben hinter dem zweidimensionalen Bildschirm eben immer nur Zuschauer*innen und auf Distanz. Der besondere Zauber entsteht, wenn alle Medien im richtigen Moment miteinander spielen und ihre Wirkkraft direkt im Raum entfalten. Das ist der einzigartige Moment, den wir im Event so lieben!

       

    • Aus diesem Grund sehen wir die Hybrid-Formate als eine Erweiterung im besten Sinne an. Wir gehen davon aus, dass die hybriden Veranstaltungsformate die Pandemie überdauern und zur selbstverständlichen Option für Events werden.

       

    • Als Planungsbüro haben wir uns in den letzten zwei Jahren in kürzester Zeit viel neues Wissen erarbeitet. Wir haben Sicherheits- und Hygienekonzepte in Serie entwickelt und mussten dabei alle zwei Wochen auf neue Corona-Schutzverordnungen und Infektionszahlen Rücksicht nehmen. Unsere Planungen für Events in 2022 gehen wir deshalb vor allem mit Flexibilität an. Für alle geplanten Veranstaltungen gibt es immer eine mitgedachte B-Variante, um auf veränderte Bedingungen schnell reagieren zu können.

 

März 2022

Bild: (c) bo_[backoffice] Berlin GmbH