Rückschau von Xenia Günther 

Die Vorstandsvorsitzende des media:net, Andrea Peters, und der Geschäftsführer des Medienboard Berlin-Brandenburg, Helge Jürgens, begrüßten zunächst die Teilnehmer*innen des Livestreams, der im Studio von Freaks 4U Gaming aufgezeichnet wurde, sowie die Gäste vor Ort. Anschließend übernahm der Moderator des Abends, Dominik Wichmann, das Wort und stellte den Gast des 46. Mediengipfels vor: Fred Kogel, CEO bei Leonine. Kogel ist Medienpioneer, Macher, Entscheider. In all seinen Jahrzehnten im Entertainmentbusiness hat er immer große Ziele verfolgt. So auch mit dem Medienunternehmen Leonine, das im Wesentlichen in der Produktion, Distribution und Lizenzierung audiovisueller Inhalte tätig ist und mittlerweile rund 400 Mitarbeiter*innen beschäftigt.

„Wir haben eine klare Vorstellung davon, wo es hingehen soll“

Die Ursprungsidee von Leonine liegt etwa zweieinhalb Jahre zurück. Die Überlegung war, laut Kogel, einen Full-Content-Anbieter zu kreieren – in der Produktion und im Lizenzgeschäft. Dabei hatte er eine sehr klare Vorstellung davon, welche Inhaltangebote er schaffen wollte: von Kino, fiktionales TV, Infotainment, Entertainment, Social Media Produktion über Lizenzfilm oder große internationale Produktionen vor dem Hintergrund der Internationalisierung des deutschen Markts. Kogel habe sehr genau geschaut, welche Unternehmen passen könnten. „Der Plan Leonine wäre nicht aufgegangen, hätten wir nicht genau diese Konstellation zusammenbekommen,“ so Kogel. Wenn neue Talente und Firmen hinzugeholt würden, dann würde dies einem ganz konkreten Plan folgen und der Frage, wo es noch Lücken gebe. Im Bereich Comedy zum Beispiel könnte es noch stärkeres Wachstum geben.

Leonine: National oder europäisch?

Ist das unternehmerische Unterfangen Leonines eines für den primär deutschsprachigen Markt oder handelt es sich bei Leonine um einen europäischen Player, wollte Moderator Dominik Wichmann wissen. Laut Kogel sei es von Anfang an der Plan gewesen, über den deutschen Markt hinauszugehen. „Die Überlegung war eigentlich immer, zunächst in Deutschland ein unabhängiger, großer Player zu werden. In Stufe 2 – bedingt durch die sich ständig ändernde Medienwelt – war auch immer die europäische Ausweitung geplant.“

Stichwort Veränderungen. Der Entertainmentmarkt wandelt sich derzeit nicht nur schnell, sondern auch disruptiv. Wie genau ändert sich der Markt laut Kogel und wie positioniert sich Leonine hier als Anbieter – wer sind die Wettbewerber und was ist das konkrete Leistungsversprechen?

Seit fast 40 Jahren sei Fred Kogel nun schon im Mediengeschäft – die Begeisterung für Medien und vor allem einzelne Projekte und Produktionen sei schon immer da gewesen, insbesondere begonnen hat es aber mit der Geburt des Privatradios und –fernsehens. Diesen disruptiven Umbruch im Vergleich zum öffentlich-rechtlichen System miterleben zu dürfen, hätte Kogel fasziniert. Die Theorie Leonine hätte ihren Ausgangspunkt darin, dass das System erneut komplett gebrochen werden würde – nur dieses Mal auf internationaler Ebene. „Zum einen drängen immer mehr neue Plattformen und Anbieter nach Deutschland, die sowohl im nationalen als auch im internationalen Bereich Content benötigen. Umgekehrt müssen die etablierten Partner darauf reagieren und sich in diesem sehr kompetitiven Markt behaupten.“ Der Megatrend, zu jeder Zeit auf unterschiedlichen Devices Inhalte zu konsumieren, sei irreversibel. Hier sehe Kogel ein sich öffnendes Fenster: Aus Deutschland heraus mit entsprechenden Budgets – die für einen internationalen Erfolg unabdingbar seien – für den internationalen Markt zu produzieren. Talente dafür, die auch international konkurrenzfähig seien, gebe es in Deutschland genug.

 

„Der Markt wird immer größer und alle haben Bedarf nach Bewegtbild. Wenn du alle Arten von Bewegtbild liefern kannst, ist der Markt groß genug – da frage ich gar nicht nach Wettbewerbern. Wir wollen uns mit Premiumprodukten positionieren – das war immer der Anspruch.“

 

Verlierer der Systemveränderung?

Zu Unternehmensentwicklungen gehört, dass sie sich verändern. Gerade in der heutigen Zeit seien Mut und ständige Anpassungsfähigkeit an neue Gegebenheiten unabdingbar. Über die Grenzen hinausdenken – inhaltlich, strukturell, finanziell – sei wichtig. „Das betrifft alle Seiten. Sender wie Produzenten.“ Kogel betonte hierbei auch die Bedeutung einer starken deutschen Produzentenlandschaft. „Wir haben tolles Talent und tolle Projekte in Deutschland.“ Ziel von Leonine sei es, eigene Produktionen weitestgehend finanzieren und so im Produktionsbereich eine Unabhängigkeit erreichen zu können, aber auch multiterritoriales Denken im Lizenzbereich – „das sind die Ansatzpunkte in einer sich verändernden Medienwelt.“

 

Was treibt Fred Kogel an?

„Ausgangspunkt ist für mich immer die Liebe und Begeisterungsfähigkeit am kreativen Produkt. Was mich fasziniert ist Bewegtbild, Film, TV Programm, oder auch eine gute Show – eine gute Show zu produzieren hat eine andere Dynamik und ist ein kürzerer Prozess, aber genauso anspruchsvoll. Ein gutes Produkt, eine tolle Idee zu haben und mit einem Kreativteam zu realisieren – das treibt mich an.“ Erfolgreich könne man laut Kogel auf Dauer nur sein, wenn man sich für sein Produkt wirklich begeistert und den Mut hat, „Dinge herumzureißen“. Nur so bringe man auch Glaubwürdigkeit als Führungsperson und Verständnis für den kreativen Prozess mit sich.

Welche Veränderungen hat Corona beschleunigt?

Im Fall von Corona gebe es auf die Medienbranche bezogen zwei große Themen: Kino und Produktion. Der Kino- und Verleihbereich stand schon immer vor der Frage der Konsolidierung. „2019 hatten wir in Deutschland annähernd 900 Filmstarts – das ist eine völlig wahnsinnige Zahl.“ Davon würden mindestens 80% unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Hier müsse in der gesamten Branche – sowohl bei Verleihern als auch bei Produzenten – ein Umdenken passieren. „Wenn wir wollen, dass das Kino langfristig weiterhin erfolgreich ist, dann müssen wir wieder zu normalen Zahlen von Filmstarts pro Jahr kommen, dann müssen wir Angebote für den Zuschauer schaffen, die Mainstream im breiten kommerziellen Bereich sind oder eine klar definierte Zielgruppe (Stichwort Arthouse) als Event ansprechen.“ Es bringe nichts mehr, Nischenprodukte fürs Kino zu produzieren – das finde heute bei Streamern oder auf anderen Vertriebswegen statt. Kogel hofft, dass wir in Deutschland bald wieder zu einer Normalität in den deutschen Release-Plänen kommen – von max. 300-400 Kinostarts im Jahr. „Ich glaube, dass Corona diese Entwicklung auch beschleunigen wird.“ Er sei sich aber sicher, dass die Besucherzahlen im Kino wieder massiv steigen werden, wenn das Angebot stimmt.

Wir bedanken uns bei unserem Moderator Dominik Wichmann und Gast Fred Kogel für das spannende Gespräch. Ein großer Dank geht außerdem an unsere Partner und Sponsoren für die Unterstützung sowie Freaks 4U Gaming, die unseren Mediengipfel als Livestream ermöglicht haben. Weiterhin danken wir allen Zuschauer*innen sowie den Gästen vor Ort für ihr Kommen.

Sie haben den Mediengipfel verpasst? Hier können Sie sich den Stream in voller Länge anschauen: 

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